Montag, 22. Juni 2020

Fahrt von Angers nach Erfurt




7.30 Uhr zwischen Reims und Metz: Robins Morgenlektüre

 Orangenfrühstück in der Champagne

Glücklicher Beifahrer
 Wolken bei Verdun
Grenzüberschreitung
Kindersekt von Rotkäppchen zum Empfang im Osten

Mittwoch, 17. Juni 2020

2. Widrige Umstände


Das erste Jahr unserer Reise haben wir in Amerika verbracht. Am Anfang hatte ich vor, aus Umweltgründen mit einem Schiff den Atlantik zu überqueren1. Leider sind die wenigen Möglichkeiten, die es gibt sehr teuer. So kostet zum Beispiel die Überquerung mit einem Containerschiff um die 2.000€ pro Person. Das billigste Angebot, was ich noch finden konnte, war die Mitnahme auf einem Kreuzfahrtschiff der Firma Pullman, das im europäischen Sommer um Skandinavien herum genutzt wird. Einmal im Jahr, Anfang November wird es dann nach Recife, Brasilien überführt, um während des südlichen Sommers in der Karibik genutzt zu werden. Die Überfahrt dauert ungefähr 10 Tage und kostet 600€ pro Person. Das entspricht ungefähr dem Doppelten des Preises eines Flugtickets nach Orlando, wo wir idealerweise unsere Reise Ende September 2018 beginnen wollten. Dies haben wir dann letztendlich auch getan und haben dafür die Umwelt leiden lassen,
1) nur 1.500€ anstatt 3.000€ für die Atlantiküberquerung der gesamten Familie zu bezahlen.
2) unsere Reise wie gewollt Ende September und nicht erst im November zu beginnen.
3) unsere Reise wie gewollt in Orlando, Florida und nicht in Recife, Brasilien zu beginnen.
Leider sind wir während der gesamten Reise viel geflogen und haben nicht ein einziges Mal ein Schiff oder ein Boot benutzen können. Selbst zwischen Bali und Australien oder Australien und Neuseeland, wo sich Schiffsverkehr eventuell anbieten würde, gibt es keine kommerziellen Linien. Soweit es möglich war, haben wir Linienbusse benutzt, was zum Beispiel in Südamerika sehr einfach und komfortabel war.

Die USA für den Beginn unserer Reise auszusuchen, schien für uns viele Vorteile zu haben:
1. Es wird hauptsächlich Englisch gesprochen.
2. Die US-amerikanische Kultur ist trotz wesentlicher Unterschiede der europäischen ziemlich ähnlich und eignet sich darum als moderater Reiseeinstieg.
3. Sie wird in Europa trotz allem immer noch zu großen Teilen als faszinierend und nachahmenswert empfunden und so auch von unseren Kindern. Ihnen wollten wir somit einen lohnenswerten Anreiz bieten, die Strapazen der Reise auf sich zu nehmen.
4. Sehr gute Freunde von uns, die Karis leben in Orlando, Florida. Wir haben uns besonders darauf gefreut, sie zu sehen, und außerdem hat uns diese Basis vor Ort das Ankommen bzw. das Losfahren natürlich sehr erleichtert.

Dennoch gab es so einige „widrige Umstände“, die uns den Start erschwert haben. Um andere Reisewillige zu beruhigen und ihnen zu versichern, dass man den Mut auch wegen unvorhergesehener Rückschläge nicht verlieren sollte, will ich einige davon erwähnen:

1) Ein paar Tage vor der Abreise, beim Einpacken unseres Zeltes nach dem Probeschlafen im heimischen Garten habe ich mein Telefon in einer Zeltinnentasche vergessen und mit verpackt. Erst 8 Monate später habe ich es zur freudigen Überraschung bei unserer erstmaligen Zeltbenutzung während der Reise in Brasilien wiedergefunden.

2) Ebenfalls ein paar Tage vor der Abreise wurde unser Laptop aus unserer Wohnung gestohlen. Jugendliche hatten die Straße nach offenen Haustüren abgesucht und hatten bei uns (ausnahmsweise an diesem Tag) Glück gehabt. Unsere Kinder schliefen direkt neben dem Tisch, auf dem der Laptop lag, haben den Vorfall aber unbeschadet (und ungeweckt) überstanden.
Alle meine Arbeitsmaterialien für den Deutschunterricht, die ich eigentlich während der Reise hatte nutzen wollen, um zu arbeiten und Geld zu verdienen, waren darauf. Ebenso wie wichtige Scans von Unterlagen und Familienfotos. Die Sicherheitskopie hatte ich in den darauf folgenden Tagen machen wollen. ;-)
Auch dieser Laptop wurde ein paar Monate später wiedergefunden und zurückgegeben, nämlich von der Polizei nach einer zufälligen Hausdurchsuchung. (Und ich hatte aus Zeitgründen nicht einmal Anzeige erstattet.) Leider war ein Großteil der Daten schon gelöscht. :-(

3) Beim Einchecken wurden wir darüber informiert, dass die US-Regierung unter Donald Trump erst kürzlich die Einreisebestimmungen erneut eingeschränkt hatte. Wir waren bereits darüber informiert gewesen, dass wir bei der Einreise ein Ausreiseticket vorweisen müssen. Ankie (meine Frau) hatte also vorsorglich Flugtickets nach Cancun, Mexiko gebucht gehabt.2 Nach den neuen Bestimmungen ist eine Ausreise in die Nachbarländer der USA, also Kanada und Mexiko nicht mehr ausreichend. In einem solchen Falle muss man dann auch noch die Weiterreise in ein weiter entferntes Land nachweisen.
Unter recht stressigen Bedingungen buchte ich also direkt am Eincheckschalter in Paris sehr kurzfristig einen Flug von Mexiko nach Brasilien, in 4 oder 5 Monaten für 3000€.
Alles hat funktioniert. Wir konnten einchecken und in Orlando auch ohne Probleme in die USA einreisen. Außerdem hatten wir das Glück, dass unser Konto nicht für den Betrag der Tickets nach Brasilien gedeckt war. Der Kauf wurde also von Seiten des Anbieters storniert, was uns natürlich mehr als recht war.3

4) Bei der Ankunft in Orlando habe ich mein Portemonnaie im Flugzeug liegen lassen. Nach ein paar Telefonaten, E-Mails und Stress mit Ankie ;-) konnte ich es aber bei einem Schalter der Airline 2 Wochen später wieder abholen.

5) Daraufhin habe ich sicherheitshalber einen Scan von unseren wichtigen Dokumenten machen wollen, solange wir noch bei den Karis zu Hause waren. Mein Reisepass war dabei anscheinend das letzte, das ich gescannt habe. Denn als mein Freund Kari seinen Scanner 3 Monate später wieder einmal benutzen wollte, hat er meinen Reisepass dort gefunden. Inzwischen hatte ich aber schon lange vergeblich gesucht, wilde Vermutungen angestellt, wo und wie ich ihn verloren haben könnte und letztendlich auch schon zwei neue bestellt, bezahlt und abgeholt (einen Übergangspass in L.A. und einen richtigen in Cancun.)

6) Eigentlich hatten wir 3 ganze Monate in den USA verbringen wollen: 2 Wochen bei den Karis in Orlando und den Rest für einen Roadtrip von Ost nach West - „Going to San Francisco“! Als Ankie aber das Ausreiseticket nach Mexiko auf Internet gebucht hat, hat sie anstatt des 25.12. den 25.10. als Ausreisedatum angegeben.4 Dadurch blieben uns für den Trip durch dieses große Land (ca. 5400km) nur noch 2 Wochen anstatt 2,5 Monate.

7) Nur ein paar Wochen vor Reisebeginn hat unsere wahrscheinlich wichtigste Beziehungskrise begonnen. (Und sie ist noch nicht beendet! ;-/ ) Ich werde dies hiermit das einzige Mal erwähnen, nur um zu zeigen, dass selbst sehr tiefgreifende Ereignisse keine unüberwindbares Hindernis sein müssen, wenn einem ein Projekt am Herzen liegt.
Wir hätten natürlich die Möglichkeit gehabt, die Reise zu unterlassen. Aber trotz unserer grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten in bestimmten Lebensbereichen, war diese Reise mit den Kindern sowohl für Ankie als auch für mich schon viele Jahre eine unumstößliche Priorität gewesen. Und nun, im Nachhinein, sind wir uns (wiederum trotz allem) einig, dass es das beste war, was wir für uns und die Kinder tun konnten. Auch wenn es für uns beide (für jeden zu unterschiedlichen Zeitpunkten) zuweilen emotionell sehr schwierig war, waren wir doch stets reif und verantwortlich genug, um die alltäglichen Probleme des Familien- und Reiselebens zu meistern.
1Zwar verschmutzt der Schiffsverkehr enorm, im Verhältnis zu den dadurch transportierten Gütern jedoch um ein Vielfaches weniger als der Flugverkehr. Das heißt: Würden alle mit dem Schiff transportierten Güter auf einmal mit dem Flugzeug transportiert werden, wäre dies noch sehr viel umweltschädlicher.
2Obwohl der Landweg mit einem Linienbus von L.A. aus nach Cancun möglich gewesen wäre, hatten wir uns wegen Sicherheitsrisiken bei der Durchquerung von Mexiko für einen Flug entschieden.
3Im weiteren Verlauf der Reise haben wir noch mehrmals bewusst diese Strategie angewendet, da die meisten Länder inzwischen einen Ausreisenachweis bei der Einreise verlangen. Expedia.com bietet zum Beispiel ein 24-h Stornierungsrecht an, was wir dafür genutzt haben. Allerdings konnten wir einmal auch nicht stornieren, weil es sich bei einem Flug von Phnom Penh nach Bangkok um einen Billig-Flug mit der Linie Air Asia handelte und somit von dem 24-h Stornierungsrecht ausgenommen sind.
4Interessanterweise war der Dezember bzw. décembre im Römischen Reich anfangs der 10. Monat, woher auch sein Name stammt. decem (lat.) = zehn. Vielleicht ist Ankie darum, als Sprecherin einer romanischen Sprache, dieser Irrtum unterlaufen. ;-)

Dienstag, 16. Juni 2020

Deutschland-Tour



ACHTUNG!
Vom 18.06. bis 03.08. seht Ihr eventuell folgendes Fahrzeug mit folgenden Insassen auf Deutschlands Straßen.
Für eventuell gewünschte Kontaktaufnahme: Maske ab, Hose runter, aufgeregt mit den Armen winken und wie von der Terantel gestochen auf und ab springen! (Funktioniert nur, wenn der Bus mit Insassen in der Nähe ist.)
Ansonsten geht auch E-Mail, Messenger, Whatsapp, sms oder Anruf.
Wir freuen uns! 😘



Rose résistance, en pieds